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EP43: Die Rolle der Osteopathie während Schwangerschaft und mit Baby

Autorenbild: Maxi PeschMaxi Pesch


Die Zeit der Schwangerschaft und die ersten Monate mit einem Baby sind mit vielen Herausforderungen und noch mehr Fragen verbunden. Viele Eltern suchen Unterstützung, wenn ihr Kind Verdauungsprobleme hat, schlecht schläft oder einfach nicht zur Ruhe kommt. Auch werdenden Müttern wird immer häufiger geraten, sich osteopathisch behandeln zu lassen – sei es zur Geburtsvorbereitung oder zur Linderung körperlicher Verspannungen. Doch wie genau funktioniert Osteopathie in diesem Bereich? Und welche Rolle kann sie tatsächlich spielen?

Die Osteopathin Caroline Peters ist auf die Behandlung von Schwangeren und Säuglingen spezialisiert. In einem Gespräch gibt sie uns einen Einblick in ihre Arbeit: „Ich fand Osteopathie schon während meines Studiums faszinierend, insbesondere im Zusammenhang mit Babys. Aber ich muss zugeben, dass ich anfangs auch Respekt vor diesem Bereich hatte – es sind so kleine und fragile Wesen.“ Heute, mit vielen Jahren Berufserfahrung und drei eigenen Kindern, gehört dieses Spezialgebiet zu ihrem Alltag.


Was passiert bei einer osteopathischen Behandlung?


Eine osteopathische Sitzung beginnt immer mit einer ausführlichen Anamnese. Bei einer schwangeren Frau wird nicht nur betrachtet, wie es ihr aktuell geht, sondern auch, ob frühere Schwangerschaften, Unfälle oder spezifische gesundheitliche Probleme eine Rolle spielen. „Man sieht oft an der Haltung, wie der Körper versucht, die Veränderungen auszugleichen. Der Schwerpunkt verlagert sich, die Bänder werden anders belastet, und viele Frauen entwickeln dadurch Probleme wie Rückenschmerzen oder Verspannungen im Beckenbereich.“ Das Ziel ist es, diese Beschwerden mit sanften Griffen zu lösen, um den Körper nicht nur symptomatisch, sondern auch strukturell zu unterstützen.

Bei Säuglingen ist die Behandlung noch subtiler. „Sie können uns nicht sagen, was sie fühlen, aber ihre Haltung, ihre Bewegungen und ihre Reaktionen auf sanfte Berührungen verraten viel.“ Häufig geht es um Verspannungen, die durch die Geburt entstanden sind – besonders nach einer schweren Geburt mit einer Saugglocke oder einem Kaiserschnitt. „Wir sehen oft Babys, die immer nur auf eine Seite schauen oder Schwierigkeiten haben, sich in einer Tragehilfe wohlzufühlen. Das können Hinweise darauf sein, dass die Spannungsverteilung im Körper nicht optimal ist.“


Koliken, Reflux und Schlafprobleme – kann Osteopathie helfen?


Viele Eltern suchen eine osteopathische Praxis auf, wenn ihr Baby Koliken hat oder schlecht schläft. Caroline Peters betont, dass Osteopathie kein Wundermittel ist, aber in manchen Fällen einen Unterschied machen kann. „Koliken, wie wir sie oft nennen, sind komplexer als einfach nur ‚Bauchschmerzen‘. Ein Baby entwickelt sich, nimmt jeden Tag Neues wahr und ist sehr sensibel für seine Umgebung. Oft sind Verdauungsschwierigkeiten ein Faktor, manchmal ist es aber einfach eine Anpassung an das Leben außerhalb des Mutterleibs.“

Das führt zu der Frage: Wann ist Osteopathie tatsächlich angebracht, und wann braucht ein Baby einfach nur Zeit und Ruhe? Caroline Peters ist hier ehrlich: „Ich sage Eltern immer, dass sie nicht nur kommen sollen, weil ‚jemand es ihnen empfohlen hat‘. Aber wenn sie wirklich das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, ihr Kind unruhig, unzufrieden oder verspannt wirkt, kann eine Behandlung sinnvoll sein.“


Präventive Behandlung oder nur bei akuten Beschwerden?


Viele Eltern fragen sich, ob sie ihr Baby vorsorglich zum Osteopathen bringen sollten. Caroline Peters antwortet differenziert: „Nicht jedes Baby braucht eine osteopathische Behandlung. Wenn die Geburt problemlos verlaufen ist, das Baby gut trinkt, schläft und sich wohlfühlt, besteht kein zwingender Bedarf.“ Aber in bestimmten Fällen – etwa nach einer schweren Geburt, bei Stillproblemen oder wenn das Baby sich nur auf eine Seite dreht – kann eine vorsorgliche Sitzung hilfreich sein.


Wissenschaft oder Bauchgefühl? Wo steht die Osteopathie?


„Ich denke, dass Erfahrung und Empathie eine große Rolle spielen. Osteopathie folgt keinem festen Protokoll, sondern ist ein individueller Ansatz, der den Körper ganzheitlich betrachtet. Das macht es schwierig, sie wie klassische medizinische Behandlungen zu standardisieren.“


Fazit: Eine individuelle Entscheidung


Osteopathie ist eine sanfte, nicht-invasive Methode, die viele Eltern als Unterstützung sehen – sei es während der Schwangerschaft oder in den ersten Monaten mit dem Baby. Wichtig ist jedoch, realistische Erwartungen zu haben und die Behandlung als einen Teil einer umfassenden Betreuung zu betrachten. „Eltern haben ein starkes Bauchgefühl. Ich ermutige sie immer, auf ihren Instinkt zu hören, ihr Baby gut zu beobachten und eine osteopathische Sitzung nur dann in Betracht zu ziehen, wenn es sich wirklich sinnvoll anfühlt.“


 
 
 

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