top of page

EP32: Wenn ein neues Baby alles verändert

Autorenbild: Maxi PeschMaxi Pesch


5 Schlüsselpunkte:


  1. Die Auswirkungen auf das Paar: Die Ankunft eines Babys verändert die Dynamik in einer Beziehung grundlegend. Eltern müssen sich an einen neuen Rhythmus und an neue Rollenverteilungen anpassen.

  2. Kommunikation ist der Schlüssel: Kinder beobachten die Beziehung ihrer Eltern. Bewusste und konstruktive Kommunikation ist essenziell, um ein gesundes Umfeld für das Kind zu schaffen.

  3. Gefahr illusorischer Projekte: Ein neues Kind als „Rettungsprojekt“ für eine instabile Beziehung ist riskant und kann mehr Probleme schaffen. Die Stabilität des Paares sollte vor der Geburt des Babys gestärkt werden.

  4. Druck durch idealisierte Bilder: Perfekte Familienfotos in sozialen Medien setzen Eltern unter unnötigen Druck. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und nicht nach Perfektion zu streben.

  5. Hilfe annehmen: Es ist entscheidend, dass Eltern die angebotene Unterstützung annehmen und Zugang zu Ressourcen haben. Eine starke Bindung in den ersten Tagen bildet die Grundlage für eine nachhaltige Familiendynamik.



Die Ankunft eines neuen Babys bringt nicht nur Freude und Glück, sondern auch große Veränderungen im Leben der Eltern mit sich. Wie beeinflusst dieser fundamentale Wandel die Beziehung und Kommunikation des Paares? Wie werden die ersten 1000 Tage eines Kindes zur zentralen Herausforderung, und was können Eltern daraus lernen? Marie-Jeanne Schon, systemische Familientherapeutin, teilt in einem Gespräch mit 1000Deeg ihre Analysen und Beobachtungen über die Rolle des Babys in einer jungen Familie.



Marie-Jeanne Schon ist systemische Familientherapeutin mit langjähriger Erfahrung. Sie unterstützt Familien, Paare und Einzelpersonen dabei, Beziehungen zu stärken, Herausforderungen zu bewältigen und neue Perspektiven zu entwickeln. Ihr Fokus liegt auf Kommunikation, Bindung und der Dynamik innerhalb von Familien.


Wenn aus zwei drei werden – Die Revolution in der Familiendynamik

„Die Ankunft eines Babys ist der Übergang von zwei zu drei Personen in den meisten Fällen. Das bedeutet, dass aus der Beziehung zweier Menschen eine Beziehung zu dritt wird, bei der der Dritte eine immens wichtige Rolle spielt“, erklärt Marie-Jeanne Schon. Die Beziehung des Paares gerät dabei oft in den Hintergrund, da die Aufmerksamkeit auf das neue kleine Wesen gelenkt wird.

Eltern müssen sich an einen neuen Rhythmus und ein neues Gleichgewicht gewöhnen. „Die erste Zeit mit dem Baby ist eine intensive Phase, in der jeder Tag emotional und körperlich anspruchsvoll sein kann. Die Beziehung des Paares macht dabei eine Transformation durch, die viel Verständnis und Engagement von beiden Seiten verlangt“, sagt sie.

Kommunikation als Schlüssel

Kinder beobachten die Kommunikation und Beziehung ihrer Eltern, auch wenn sie noch sehr klein sind. Deshalb ist es essenziell, dass Eltern bewusst und konstruktiv miteinander kommunizieren. Marie-Jeanne Schon betont, dass Streit nicht unbedingt schlecht für das Kind ist, solange er respektvoll geführt wird. „Ein Kind kann davon profitieren, wenn es sieht, dass seine Eltern Diskussionen führen, aber es muss auch erleben, dass sie sich einigen und Lösungen finden.“

Idealerweise arbeiten Eltern bereits vor der Geburt des Kindes an ihrer Kommunikation. Doch auch nach der Geburt bleibt es eine wichtige Ressource, um nicht nur die Beziehung zu stärken, sondern auch eine stabile Basis für das Kind zu schaffen.

Die Gefahr eines „Rettungsprojekts“

Es gibt Paare, die hoffen, dass ein neues Kind ihre Beziehung verändern oder retten kann. Marie-Jeanne Schon warnt ausdrücklich vor solchen Erwartungen. „Ein Kind als ‚Projekt‘, um ein Paar zusammenzubringen, ist immens riskant. Ein Baby kann keine instabile Basis stabilisieren – eher im Gegenteil.“ Ein neues Leben bringt nicht nur Freude, sondern auch Stress und Schlafmangel mit sich. Wenn die Beziehung bereits instabil ist, kann dies die Situation verschärfen.

Die Expertin erklärt, dass das Baby sein Umfeld direkt widerspiegelt. Konflikte und instabile Dynamiken beeinflussen das Gefühl von Geborgenheit und die Bindung des Kindes zu seinen Bezugspersonen.

Die idealisierten Bilder in sozialen Medien

In einer Welt voller perfekt inszenierter Familienfotos in den sozialen Medien fühlen sich viele Eltern von der Realität getrennt. „Natürlich sieht man nur die rosaroten Momente. Aber die Realität ist oft viel weniger glamourös“, erklärt Marie-Jeanne Schon. Die Erwartung, jede Situation perfekt zu meistern, setzt Eltern ungewollt massiv unter Druck.

Marie-Jeanne ruft dazu auf, realistische Bilder zu vermitteln und zu akzeptieren, dass nicht jeder Tag konfliktfrei oder problemlos verläuft. „Unser Leben verläuft nicht gerade. Und das ist auch gut so. Eltern dürfen sich Pausen gönnen und müssen nicht perfekt sein.“

Unterstützung und Zugang zu Ressourcen

Das Angebot von Elternschulen oder Geburtsvorbereitungskursen ist ein wichtiger Schritt, um Eltern auf die Verantwortung vorzubereiten. Doch oft werden gerade die Menschen, die davon am meisten profitieren könnten, nicht erreicht. „Wir müssen als Gesellschaft überlegen, wie wir bessere Ressourcen in einem offenen Kontext anbieten können“, erklärt Marie-Jeanne.

Das Ziel sollte sein, eine Kultur zu fördern, in der junge Familien nicht nur materiell, sondern auch emotional und psychologisch gestärkt werden.

Fazit:

Die ersten 1000 Tage mit einem neuen Baby sind eine intensive Phase, die die Beziehung eines Paares grundlegend verändert. Mit bewusster Kommunikation, realistischen Erwartungen und einer offenen Haltung können Eltern diese Herausforderung meistern.

Marie-Jeanne Schon erinnert uns: „Es ist wichtig, dass sich Eltern nicht allein fühlen und Hilfe annehmen, wo sie gebraucht wird. Die Bindung in den ersten Tagen und Wochen ist der Grundstein für eine starke und nachhaltige Familienbasis.“



 

0 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Commentaires

Noté 0 étoile sur 5.
Pas encore de note

Ajouter une note
bottom of page